Siebenbürger Sachsen - Kreisgruppe München

Geschichte der Kreisgruppe München

 

Den ersten Hinweis auf - so wörtlich - den "Kreis München Stadt und Land" als Untergruppe des Verbandes der Siebenbürger Sachsen bringt die Siebenbürgische Zeitung von November 1950 auf Seite 4, ohne jedoch das genaue Gründungsdatum zu nennen. Unter der kommissarischen Leitung von Dr. Oskar Schuster, der gleichzeitig auch Vorsitzender der Landesgruppe Bayern war, setzte sich der Kreis vor allem zwei Ziele: einerseits die Förderung der eigenen Landsleute durch Zusammenkünfte und Aussprachen untereinander, und andererseits strebt er eine engere Fühlungnahme mit weiteren Bevölkerungskreisen durch Heranziehung einheimischer Freunde an.

Noch im gleichen Jahr organisiert der neu gegründete Kreis einen Kathrein-Ball und eine Sylvester Unterhaltung; beide Veranstaltungen- wie auch viele weitere- fanden im Saal der Großküche statt, es spielte eine siebenbürgische Blaskapelle, und der Eintritt zum Kathrein-Ball kostete DM 1.- . Der SbZ kann man Daten über zahlreiche nun folgende Veranstaltungen entnehmen, so z.B. über die erste "gesellige Zusammenkunft" unter dem Motto "Siebenbürgischer Humor" am 11. Januar 1951 im Cafe Ludwig am Odeonsplatz - eine wahrlich noble Adresse. Neben Schnurren und Späßen, vorgetragen von Julius Fröhlich, gab es für das leibliche Wohl echt siebenbürgische Bratwurst mit Sauerkraut. Festzuhalten ist auch die Tatsache, dass in diesem Bericht zum ersten Male der Name Kreisgruppe auftaucht u. zw. als Kreisgruppe München Stadt und Land. Schon 1951 kommt eine Gruppe von Laienspielern zusammen mit der Absicht, heimatliche Theaterstücke einzustudieren. Weitere gesellige Zusammenkünfte finden erneut im Cafe Ludwig statt so z. B. ein der siebenbürgischen Lyrik gewidmeter Vortragsabend mit der Schauspielerin Joana Maria Gorwin und eine Lesung des Schriftstellers Fritz Reimesch aus eigenen Werken; Tanzveranstaltungen und Treffen des Frauenkreises runden das Spektrum der Aktivitäten ab. In den Berichten über die Vorträge wird jedesmal auf die Teilnahme von Vertretern der rumänischen Kolonie München hingewiesen. Im August 1951 wird gezielt über die Tätigkeit des Frauenkreises berichtet, also über den Kreis, der sich bis in die heutigen Tage durch viele Initiativen und segensreiche Aktivitäten ausgezeichnet hat. 1951 standen auf der Tagesordnung Besuche bei langjährigen Patienten in Versehrtenlazaretten und Mithilfe bei der Einweisung in Mütterheime der aus den Krankenhäusern entlassenen Frauen - die Nachwehen des Krieges sind demnach noch überall gegenwärtig. Trotzdem wird aber schon im Sommer 1951 die Gründung der "Werkstätten für Volkstrachten des deutschen Ostens" ins Auge gefasst und im Spätherbst die Adventfeier vorbereitet und dann durchgeführt.

Am 17. Februar 1952 fand die erste (dokumentierte) ordentliche Mitgliederversammlung mit Wahlen statt, wo der bisherige kommissarische Vorsitzende Dr. Oskar Schuster zum 1. Vorsitzenden gewählt wird. Bezeichnend für diese Zeit ist u.a. die Tatsache, dass die Versammlung mit einem Faschingsball fortgesetzt wird. Obwohl der Vorstand der Kreisgruppe sich um ein möglichst interessantes gesellschaftliches Leben bemüht - Veranstaltungen, Vorträge (der Name Heinrich Zillich wird in diesem Zusammenhang öfters genannt), Spendenaktionen, ein gemischter Chor, Advent- und Weihnachtsfeiern, Bälle usw. - zeigen schon in den frühen 50ger Jahren viele Landsleute dem Verband die kalte Schulter. Dieses für die Gemeinschaft wenig förderliche Verhalten charakterisiert mal stärker und mal schwächer den gesamten Zeitraum von der Gründung bis zur Gegenwart. Deshalb ruft die Kreisgruppe in der SbZ vom 15. Mai 1952 zu einer Werbeaktion auf unter dem Motto "Jeder Landsmann wirbt ein neues Mitglied".
Als Leiterin des Frauenkreises wird 1952 Frau Tilla Rosenberger gewählt, ihr folgt 1954 Frau Gertrud Groß unterstützt von Frau Emmi Knall, ab November 1956 Frau Thomae und Frau Dr. Schreiber, dann Frau Charlotte Lukas, Frau Plesch und Minna Schiel.
In erster Linie wurden Pakete an Söhne und Männer in alliierten Gefängnissen und Gefangenenlagern in Polen und Rußland geschickt, um die ganz große Not zu lindern, erst in zweiter Linie kamen andere Fragen zur Sprache. Ab November 1955 gibt es im "Südost-Echo" und anschließend in der SbZ die "Seite der Frau", für die Lore Connerth verantwortlich zeichnet. In einem Artikel mit dem Titel "Ein Wort an unsere Frauen" schreibt Frau Connerth u.a. ".....wo nur Männer arbeiten, entsteht leicht eine etwas einseitige Atmosphäre und die ausgleichende Rolle der Frau erweist sich als notwendig" ...und weiter folgt ein Absatz, der die Atmosphäre der Zeit ausdrucksvoll wiedergibt .."dadurch, dass wir unsere Frauenarbeit aktivieren, stärken wir die Landsmannschaft, helfen uns gegenseitig und haben auch das Vergnügen, besinnliche und heitere Stunden miteinander zu verleben. Und darauf haben wir ein Recht, denn wie wenige gibt es unter uns, die die Bürde des Alltags nicht drückt......". Die Gesprächsthemen der regelmäßigen Treffen des Frauenkreises, die häufig im Lokal unseres Landsmannes Geisberger, zuerst der "Wendelhof", später dann der "Görresgarten", abgehalten wurden, widerspiegeln die obige Aussage:

  • Frau Erika Merten, Vorsitzende der "Berufsorganisation der Frauen" auf Bundesebene und Leiterin des "Hauses der Hausfrau" München erteilt 1955 praktische Ratschläge und Beratung über neuzeitliche Küchenmaschinen (wie wäre es heute mit einem Computerkurs?), Einrichtung von Wohnungen, Umändern alter Möbel usw.
  • Daneben werden Koch- und Backrezepte ausgetauscht, Faschings-, Muttertags- und Adventfeiern und Farbbildvorführungen organisiert. Das dürften die Hauptprobleme der 50-ger Jahre gewesen sein.

Doch zurück zum Gesamtbild der Kreisgruppe.
Eine besondere Erwähnung verdient die Tatsache, dass in den fünfziger und sechziger Jahren, aber auch später noch, mehrere Mitglieder der Kreisgruppe maßgebliche Funktionen in Bund und Land bekleideten und sich daher eine klare Abgrenzung mancher Tätigkeiten sehr schwierig gestaltet. Zwei Namen seien an dieser Stelle im besagten Zusammenhang genannt: Ministerialrat Dr. Hans Kraus hat an 20 Novellen, also Gesetzesergänzungen, für den Lastenausgleich mitgewirkt und Erhard Plesch, erst Angestellter und dann Leiter der Heimatauskunftstelle München, Vorsitzender der Landesgruppe Bayern und später Bundesvorsitzender der Landsmannschaft. Zu gegebener Zeit werden andere Namen folgen.
Bei einem Treffen am Peter- und Paulstag 1952 gründeten die in München und Umgebung lebenden Zeidner die erste siebenbürgische Nachbarschaft, im März 1953 erfolgt dann die Gründung der Hermannstädter Nachbarschaft. Am Rande sei erwähnt, dass es heute etwa 20 Nachbarschaften im Großraum München gibt.
Am Ostersonntag 1953 fanden im Abstand von nur einem Jahr Neuwahlen statt, Dr. Schuster wurde wiedergewählt und die Versammlung erneut mit einem Tanzabend abgeschlossen. Aus den vielschichtigen Aktivitäten dieser Jahre sei noch eine etwas näher beleuchtet: Zu den Heimattreffen nach Dinkelsbühl fuhren die meisten Landsleute aus München mit Bussen, 1953 z. B. mit 2 Bussen. Für die Unterbringung mussten die Besucher selbst Sorge tragen. Ein Briefwechsel mit dem Verkehrsamt Dinkelsbühl gibt die Atmosphäre dieser Zeit sehr plastisch wieder; das Amt sieht sich " genötigt, für alle Quartier-Reservierungen volle Vorauszahlungen zu erbitten " und informiert " sofort nach Eingang des Geldes erhalten Sie Quartierscheine ".
Man müsste mehrere solcher Mosaiksteinchen zusammentragen, oder aber diese Zeiten miterlebt haben, um ein genaueres Bild von den Schwierigkeiten und den Bedingungen dieser Jahre zu zeichnen.
Die berufliche Veränderung von Dr. Schuster verbunden mit den Wegzug aus München machten schon im Januar 1954 Neuwahlen notwendig. Als Nachfolger wurde Karl Fernengel gewählt. In Dr. Bruckners Dankesrede für die vom scheidenden Vorsitzenden geleistete Arbeit heißt es: Zitat aus SbZ, März 1954: "Dr. Schuster habe es verstanden, in dem so schwierigen Gelände einer Großstadt ein echt sächsisches Gemeinschaftswesen aufzubauen, das sich der heimatlichen Tradition bei jeder Zusammenkunft bewusst wurde".... Auch heute noch ist die Diagnose vom schwierigen Gelände der Großstadt goldrichtig, beträchtliche Zweifel sind jedoch beim Thema eines echt sächsischen Gemeinschaftswesen angebracht.
Grundlage für Gesprächsstoff und Themen bei Treffen und Versammlungen bieten in diesen Jahren die Problematik von Lastenausgleich, Fremdrentengesetz, Staatsbürgerschaft (Artikel 116) und das siebenbürgische Altenheim in Rimsting (im Mai 1955 wird die Kreisgruppe München ordentliches Mitglied des Hilfsvereins "St. Ludwig Roth").
Im November 1956 wird Dr. Wilhelm Bruckner zum ersten Vorsitzenden der KG gewählt, er wird dieses Amt ohne Unterbrechung bis Ende 1970 wahrnehmen, selbstverständlich immer wieder durch Wahlen bestätigt. Schon vorher wurde darauf hingewiesen, dass es oft zur "Personalunion" in Belangen Kreisgruppe/Landesgruppe/Bund kam. Dr. Bruckner ist geradezu das Paradebeispiel für diese Aussage. Im oben erwähnten Zeitraum nahm er folgende weitere Ehrenämter wahr: Referatsleiter im Bundesvorstand, Vorsitzender der Landesgruppe Bayern, stellvertretender Bundesvorsitzender - um nur einige zu nennen. Ohne Eulen nach Athen tragen zu wollen sei doch noch erwähnt, dass Dr. Bruckner von 1977 - 1983 Bundesvorsitzender der Landsmannschaft war. Um eine weitere Facette aus den sechziger Jahren in puncto organisatorische Struktur unseres Vereines darzustellen, sei ein Einladungsschreiben vom 20. September 1967 zur Hauptversammlung der Landesgruppe Bayern und ein Antrag bezüglich einer Gliederungsordnung an diese Hauptversammlung (21.- 22. Oktober 1967) erwähnt; in beiden Aktenstücken, die von Hans Knall zu Verfügung gestellt wurden, wird der Bereich der Kreisgruppe München mit folgenden Stadt- und Landkreisen definiert: München, Altötting, Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Ingolstadt, Laufen, Mühldorf, Pfaffenhofen/Ilm, Rosenheim, Schrobenhausen, Traunstein und Wasserburg. Es würde heute bei vielen Landsleuten mindestens auf Unverständnis stoßen, sollte diese kleine Chronik über den noch 1967 - also 17 Jahre nach Gründung der Kreisgruppe München - beschriebenen Bereich berichten. Beschränken wir uns im Folgenden auf die Bezeichnung Großraum München, ohne die genauen Grenzen angeben zu müssen.

Ein ganz wichtiges Ereignis der Jahre 1966-1967 war die Errichtung der Gedenkstätte in Dinkelsbühl, "das erste Gemeinschaftswerk der vereinten Landsmannschaften". Gemeint sind damit neben Deutschland die LM in Österreich, Kanada und den Vereinigten Staaten. Beim Verkauf von sogenannten " Bausteinen" in Form einer Gedenkmünze, war die KG München sehr erfolgreich.

Die end-60-ger und beginnenden 70-ger Jahre waren für München eine Zeit rasanter Entwicklung, ja der Euphorie ( Vorbereitung und Durchführung der Olympiade 1972 und der Fußballweltmeisterschaft 1974 ).Diese Atmosphäre wirkte ansteckend auch auf den Vorstand der KG, der sich auf der Suche befand nach einer weiteren geselligen Veranstaltung, die Faschingsleben und siebenbürgisch-sächsische Kultur verbinden sollte. Eine aktive und einfallsreiche Gruppe, angeführt vom amtierenden Vorsitzenden Wolfram Schuster, organisierte in der Faschingszeit 1971 im Scholastika Saal einen "Schwarz - Weiß - Ball" der es " in sich hatte", so die SbZ, und weiter...." Die gepflegte Atmosphäre der Veranstaltung bildet keinen Gegensatz, sondern eine Ergänzung zu den volkstümlichen Bällen, die alljährlich im Raume München stattfinden. So wird durch eine erweiterte Palette jedem Geschmack Rechnung getragen und der traditionelle Bogen zwischen dem kraftvollen Vergnügen des Katharinenballs zu der eleganten Unterhaltung des städtischen Balls geschlossen."...Die Koloratursopranistin Heidemarie Radler wie auch der Tenor Hans Markus boten Gesangseinlagen, Inge Müller und Theo Christiani gaben dem Abend - so die SbZ - "mehr siebenbürgisches Kolorit, als es ein Dutzend blau-roter Fahnen getan hätten"....
Für mehr als 2 Jahrzehnte sollte der Münchner Schwarz - Weiß - Ball, der ab 1973 - mit einer Ausnahme - im Pschorr-Keller stattfand, der anerkannte gesellschaftliche Höhepunkt des siebenbürgisch - sächsischen Lebens in der Faschingszeit werden und seinen Besuchern viele schöne Stunden verbunden mit manchem künstlerischen Leckerbissen bieten: so z.B. 1980 den bekannten Bass Bariton Helge von Bömches, dann abwechselnd die Prinzengarden der Münchner Faschingsgesellschaften Narhalla und Würmesia, wiederholt die Geretsrieder Cancan Tanzgruppe u.u. Die Organisatoren, allen voran Rick Roth, der über 20 Jahre die Leitung der Organisationsgruppe innehatte, konnten neben sächsischer Prominenz auch herausragende Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kultur begrüßen, wie den Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages Hans "Jonny" Klein, Mitglieder des Bundestages ( Dr. Wolfgang Götzer) Regierungsrat Bruno Lischke, den Botschafter Rumäniens Dr. Ing. Florea Dudita, die Generalkonsule Rumäniens in München u.u.
Ab Beginn der 90-ger Jahre zeigte der Schwarz - Weiß - Ball gewisse Ermüdungserscheinungen besonders in dem Sinne, dass die siebenbürgische Hautvolee sich immer deutlicher in "nobler Zurückhaltung" übte, wodurch die Veranstaltung an Attraktivität verlor. Besucherschwund war die Folge, dem man 1998 mit der Umbenennung in " Großer Siebenbürger Ball" entgegen wirken konnte; 2001 durften wir Frau Staatsministerin Barbara Stamm und die 2. Bürgermeisterin von München, Frau Dr. Burkert, sowie mehrere Mitglieder des rumänischen Generalkonsulates in München als prominente Gäste begrüßen. Über die Ursachen für die reservierte Haltung unserer "Elite" aber auch von vielen "normalen" Mitgliedern kann man nur rätseln: Spaßgesellschaft, Rückzug ins Private oder in kleinere Kreise, die Anonymität der Großstadt, finanzielle Überlegungen oder mangelhaftes Ansprechen unserer Mitglieder werden einzeln oder in unterschiedlichen Kombinationen als Gründe genannt.

Ein anderes Kapitel sind die kulturellen Aktivitäten. In einer 1995 erschienenen Broschüre "Münchner in Siebenbürgen, Siebenbürger in München " hat der leider zu früh verstorbene Hans Meschendörfer eine Vielzahl der von unseren Landsleuten erbrachten kulturellen Leistungen festgehalten. Schon daraus kann man Rückschlüsse auf die breit gefächerten kulturellen und geistigen Aktivitäten ziehen, die die 56-jährige Geschichte der KG mit kennzeichnen. Erwähnt wurden schon eingangs Vorträge und Dichterlesungen in den frühen 50-ger Jahren, viele weitere sollten folgen, bekannte Autoren und Redner wie: Dr. Anneli Ute Gabanyi, Hans Bergel, Dr. Claus Stephani, Dr. Harald Roth, Dr. Machat, Adolf Hartmut Gärtner, Hans Meschendörfer und viele andere konnten gewonnen werden. Die große Zahl solcher Veranstaltungen wie auch die Vielfalt der Themen reichen sicher für einen eigenen abendfüllenden Vortrag. Neben Vorträgen und Lesungen seien in einer gewissen chronologischen Aufzählung noch folgende Aktivitäten erwähnt, bei denen die KG alleiniger oder Mit- Organisator war:
Schon 1950 spielte eine siebenbürgische Blasmusik Kapelle ( so die genaue Bezeichnung) zum Kathrein-Ball und zur Silvester-Unterhaltung auf; im Jahre 2001 bietet die "Original Siebenbürger Blaskapelle" anlässlich der Siebenbürgischen Kulturtage im Kaiserhof der Residenz ein Platzkonzert und die Garchinger Siebenbürgische Blaskapelle tritt beim Herbstfest vor der Dankeskirche auf. Dazwischen und danach liegen viele, viele Auftritte und eine beachtliche Jahrzehnte währende Tradition.
1954 gestalteten der Chor und eine Theatergruppe, beide unter der Leitung von Richard Henning stehend, mit viel Erfolg eine Weihnachtsveranstaltung mit dem Mundarteinakter " Äm zwien Krezer ". In späteren Jahren sollten auswärtige Theatergruppen die Münchner Zuschauer erfreuen. Die Chortradition hingegen ist bis heute in München fest verankert, Reußmarkter Chor München und Urweger Chor bewiesen es einmal mehr mit ihren Auftritten bei den Kulturtagen oder dem "Bunten Nachmittag".
Jahrzehntelang brachte Adolf Hartmut Gärtner mit dem von ihm gegründeten Paul Gerhardt Chor Perlen der Kirchenmusik in München zur Aufführung: das Deutsche Requiem von Brahms, die Johannespassion von Schütz, das Mozart Requiem, Bachs Hohe Messe, um nur einige zu nennen.

Ein Sonderabschnitt sei der Jugend gewidmet. Schon in den ersten Jahren nach ihrer Gründung war die LM bestrebt, für den Nachwuchs zu sorgen. Viel zu rasch, nämlich schon 1954, stellte sich jedoch heraus, dass ein Großteil der Jugend eine passive Haltung einnahm und mangelhaften Einsatz zeigte. Aufrufe, Anzeigen und Überzeugungsarbeit sind erfolgreich, bei der Adventfeier 1956 tritt die Jugendgruppe mit Liedern und Gedichten auf, ebenso in den folgenden Jahren, es folgen regelmäßige Treffen im Jugendheim in der Sophienstraße. An einer Ausschusssitzung des Vorstandes vom 9. Januar 1959 nimmt eine Delegation der Münchner Jugendgruppe teil, es werden Fragen der Jugendarbeit und der Leitung der Gruppe besprochen. Positive Ergebnisse sollten sich sehr rasch zeigen, die Wahlversammlung vom April 1959, die mit einem Vortrag gekoppelt war, wird in der SbZ folgendermaßen kommentiert:...."München gilt nicht zu Unrecht als die Urzelle unserer LM in Deutschland und hat dadurch und als Sitz der Bundeslandsmannschaft gewisse Verpflichtungen. Die Diskussionen darüber, in welchen Zeitabständen Vortrags- und Tanzabende durchgeführt werden sollen, haben nie aufgehört. So wurde der mit Spannung erwartete zweite Vortragsabend Alfred Hönigs eine mehrfache Sensation: Der Kreisverband hat damit erstmalig innerhalb einer Woche den Landsleuten sowohl eine Tanz-, als auch eine Vortragsveranstaltung geboten und zum erstenmal einen zweiten Vortrag mit dem selben Redner durchgeführt. Darüber hinaus stellte sich erstmalig die Münchner Jugendgruppe des Kreisverbandes den Zuhörern mit drei sächsischen Liedern vor". Das ausgewählte Zitat scheint bezeichnend für die Zeit und löst heute ein leichtes Befremden aus. Die Ergebnisse der Wahl, wo u.a. zum ersten Male -laut gleichem Artikel- eine Jugendreferentin in der Person von Gerti Schneider gewählt wird, finden nur kurze Erwähnung, das ist eben die Freiheit der Berichterstattung. Für wie wichtig das Thema Jugend dann doch eingeschätzt wurde, kann man aus der Vorgehensweise der Bundesleitung ersehen, die SbZ bietet der Jugend eine eigene Seite, die beim Start 1960 " Stimme der Jugend " heißt, danach " Die Jugend hat das Wort " und ab den 80-ger bis heute " Jugend Forum ". Einfluß des Elternhauses, Toleranz im Umgang der Generationen, Schranken zwischen jung und alt, Toleranz und Tradition werden angesprochen und kontrovers, teilweise sogar leidenschaftlich debattiert; ein Patentrezept für die Lösung des Generationenproblems wurde bis heute nicht gefunden, weder für München noch allgemein.
Wenn man versucht, die Aktivitäten der Jugend einigermaßen einzuordnen, so steht nach dem Wunsch mit Gleichaltrigen zusammen zu kommen, das Tanzen wohl an erster Stelle; klassische, moderne aber vor allem Volkstänze wurden und werden einstudiert und damit viele, viele Auftritte gestaltet, auch grenzüberschreitende. Ganz wichtig sind aber auch andere Aktionen wie das Mitwirken und Mitgestalten von Veranstaltungen wie Advent- und Weihnachtsfeiern, von Trachtenumzügen wie z.B. beim Oktoberfestzug.
Die Jugendgruppen waren und sind bis auf den heutigen Tag im Münchner Raum die erfolgreichste und kostengünstigste Ehevermittlungsagentur für unsere Jugend. Hoffentlich bleiben sie es noch lange Zeit!
Zurück zum Gesamtbild der KG. Anhand der Wahlzyklen und der amtierenden Vorsitzenden sei ein Zeitgerüst dargestellt, das eine Einordnung von wichtigen Ereignissen erleichtert. Nach Dr. Bruckner übernimmt Wolfram Schuster von 1970-1972 den Vorsitz. Es folgt von 1972-1974 Lothar Schuschnig. Von 1974-1978, also für die Dauer von 2 Wahlperioden, hat dann Richard/ Rick Roth den Vorsitz inne. Ein trauriger Negativ Rekord mit nur 38 anwesenden Mitgliedern, davon 5 Ehepaare und 7 Mitglieder des Vorstandes, wird bei der Wahlversammlung vom 9. Okt. 1978 registriert, wo Roland Klees zum Vorsitzenden gewählt wird. 1980 tritt er nicht mehr an und bei den Neuwahlen stellt Hans Bergel sich kommissarisch für 6 Monate als Vorsitzender zur Verfügung. Hans Bergel ist ein weiteres Musterbeispiel eines äußerst vielseitigen, kreativen und multifunktionellen Mitgliedes unseres Vereines: stellvertretender KG-Vorsitzender, Vorsitzender der KG und ab 1989 deren Ehrenvorsitzender, Redakteur der SbZ, stellvertretender Bundesvorsitzender, Redner und Vortragender bei unzähligen Veranstaltungen, ab dem 26. April 2001 Ehrendoktor der Bukarester Universität. Am 18. Nov. 1982 wird Peter Ongyerth zum KG-Vorsitzenden gewählt und bekleidet dieses Amt bis 1988. Ihm folgt von 1988-1992 Michael Schmidt und von1992-2002 Otto Deppner. Bei den Neuwahlen 2002 wird als erster Nichtsiebenbürger RA Rolf-Dieter Happe gewählt und seit Oktober 2006 bis September 2011 stand Heidemarie Weber als erste Frau an der Spitze der KG. Ab Oktober 2011 übernimmt Wilhelm Jakob Hermann (kommissarisch) die Vorstandschaft der Kreisgruppe München.

Eine ganz wichtige und verantwortungsvolle Tätigkeit wird ab Mitte der 70-ger Jahre die Betreuung und Beratung von Neuankömmlingen. Diese komplexe Aufgabe übernimmt das Frauenreferat, viele Jahre lang von Dagmar Gust geleitet. Die Übergangswohnheime von Lohhof, Haar, der Ostermayr- und Baaderstraße in München boten vielen Landsleuten die erste kurz- oder auch längerfristige Bleibe. Betreuung, Hilfe und Beratung in wichtigen wie auch in kleinen bis kleinsten Fragen verursachten viel Mühe und Zeitaufwand, die verbuchten Erfolge "belohnten" die Betreuerinnen und waren nicht selten Anlass für Freude und Genugtuung. Begleitung und Beratung bei Behördengängen, beim Ausfüllen von Formularen -das Beamtendeutsch war für manchen Neuankömmling oft ein fast unüberwindbares Hindernis -das Regeln von Bankangelegenheiten und vieles mehr wurde kompetent und freudig geleistet. Die Heimbewohner wurden zu verschiedenen Festen wie Weihnachts- und Adventfeiern eingeladen, ja sogar ins Theater, und mit kleineren oder größeren Aufmerksamkeiten bedacht. Die Betreuerinnen bzw. Leiterinnen des Referates - erwähnt seien in alphabetischer Folge noch Regine Gross, Susanne Knall, Elfriede Rampelt, Rosi Roth und Susanne Toduta - ernteten neben Lob und Anerkennung leider auch Undank.
Seit etwa zehn Jahren hat sich das Aufgabenprofil des Frauenreferates gewandelt. Der Frauenkreis, der nun bereits in der zweiten Wahlperiode von Susanna Knall geleitet wird, trifft sich regelmäßig zu gemeinsamen Unternehmungen, Vorträgen, Feiern, Ausflügen. Ein bewährtes Team von fleißigen Helferinnen kümmert sich bei dem jährlich stattfindenden Empfang der evangelischen Dekane in München mit einem üppigen Büffet um das leibliche Wohl der Gäste.

Entscheidende Ereignisse fallen in die 80-ger Jahre wie z.B. das sogenannte Kopfgeld-Dekret des rumänischen Staatsrates vom 22. Oktober 1982 und dann vor allem der Sturz Ceausescus im Dezember 1989, um nur zwei zu erwähnen. Wenn das erste den Zustrom von Aussiedlern fast zum Versiegen brachte, dann öffnete das zweite sozusagen die Schleusen; statistische Zahlen belegen das genau. Die Diskrepanz zwischen der Gesamtzahl der Neuankömmlinge und der Zahl derer, die den Weg zur Landsmannschaft gefunden haben, ist an sich eine betrübliche Realität, baut aber die Brücke zu einer abschließenden Feststellung: Im Großraum München gibt es, wie schon vorher erwähnt, eine Vielzahl von Nachbarschaften; einige sind nach hiesigen räumlichen Kriterien gegründet worden, wie die Nachbarschaften Garching, Haar und Lohhof, andere haben siebenbürgische Ortschaften als Grundlage. Über 25 Nachbarschaften und Heimatortsgemeinschaften sind hier aktiv. Alle Vereinstypen funktionieren gut bis sehr gut, sie führen ein sehr erfolgreiches Vereinsleben, leider grenzen sie sich aber ziemlich deutlich ab, untereinander und oft auch gegenüber der KG. Trotz wiederholter Gesprächsrunden mit den Nachbarschaftsvätern oder HOG-Vorsitzenden konnten keine erkennbaren Verbesserungen im Zusammengehen erzielt werden. Letztendlich müssten Ereignisse wie Kürzung der Fremdrente und die Problematik der Rückgabe von Eigentum in Rumänien jedem von uns zeigen, dass -wenn überhaupt - doch nur ein großer und starker Verein etwas erreichen kann. Und dieser große Verein ist nun mal die Landsmannschaft.
Eine bessere Informationspolitik zu der auch die jetzt angebotene Präsenz im Internet gehört, soll möglichst viele Interessenten, vor allem aber die Jugend erreichen.

 

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